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Mundarten und Regionalsprache in Sachsen

Regionalsprache und Mundarten in Sachsen

Im Rahmen des Seminars „Regionale Variation“ werden gegenwärtig Erhebungen zur aktuellen Sprachsituation in Sachsen vorgenommen. Damit wird das schon 2015 begonnene studentisches Projekt „Regionalsprache und Mundarten in Sachsen“, unter Leitung von Prof. Rainer Hünecke und Dr. Evelyn Koch, aus dem bereits Masterarbeiten und andere Veröffentlichungen hervorgegangen sind, fortgesetzt. 

Das Projekt zielt darauf ab, die bisher in neuen wissenschaftlichen Untersuchungen nur randständig betrachtete Varietätensituation in Sachsen zu beleuchten. Da die Bewertung des Sächsischen durch Vorurteile, Polarisierungen und häufig stigmatisierende Typisierungen geprägt ist, erscheint uns eine Bestandsaufnahme der realen Situation dringend erforderlich. Stellt der sächsische Sprachraum wirklich eine Ausnahme im deutschsprachigen Raum dar? Wie unterschiedlich ist die Kenntnis kulturgeschichtlichen Wissens hinsichtlich Sprache in den einzelnen Regionen Sachsens?

Die Datenerhebungen erfolgen durch Befragung (Fragebuch) von Probanden zur Sprachbiographie und zur Dialektkompetenz sowie zur Dialektbewertung. Zum Untersuchungsdesign gehören weiterhin Satzübersetzungen und das Erzählen einer Bildergeschichte im intendierten Dialekt und ein Text, der standardnah gesprochen werden soll.

Die Interviews werden schriftlich fixiert und auditiv aufgezeichnet. In einem zweiten Schritt werden die Audio-Daten mit dem Signalanalyseprogramm Praat bearbeitet und transkribiert. Die Probanden sollen zunächst durch Übersetzung von Sätzen in den Ortsdialekt/Regiolekt ihr Dialektwissen unter Beweis stellen. Die Ergebnisse werden mit den Aufzeichnungen von Gewährspersonen der untersuchten Orte und mit den Hinweisen in einschlägiger Literatur verglichen. Die dialektintendierte Nacherzählung einer Bildergeschichte soll zeigen, ob die theoretische Dialektkompetenz auch im episodischen Sprechhandeln realisiert werden kann. Weiterhin werden durch das Vorlesen eines „Wetterberichtes“ Daten zum standardsprachlichen Handeln erfasst.

Bei der Auswahl der Probanden werden ortsansässige Familien berücksichtigt, die möglichst durch drei Generationen repräsentiert werden, um so altersbezogene Aussagen zu Sprachwandelprozessen treffen zu können. Bereits vorhandene Ergebnisse von Studien zu einigen Orten im Vogtland und Westerzgebirge sollen überprüft werden und zahlreiche Neuerhebungen in verschiedenen anderen Orten Sachsens sind geplant.

In einem nächsten Schritt wurde nun nach Vorbild von Becker und Bergmann 1969 eine Karte der sächsischen Dialekträume erstellt, die schritt für schritt mit beispielhaften Tonaufnahmen verschiedener Generationen angereichert werden soll, um so einen interaktiven und öffentlichen Zugang zu den sächsischen Varietäten und deren Wandel über die Zeit hinweg zu ermöglichen. Die folgende Karte gibt einen Einblick in den bisherigen Stand. An dieser Stelle wird künftig die Interaktion mit Sprachproben möglich sein.

Karte nach Vorbild von Becker; Bergmann (1969). Vorläufige Darstellung, unterliegt Aktualisierungen.

 

Team

Rainer Hünecke

Evelyn Koch