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Linguistik und Sprach­geschichte des Deutschen

Die Linguistik und Sprachgeschichte des Deutschen umfasst ein breites Gegenstandsfeld. Einige Themen stehen in der Nähe zu Sprachwissenschaften anderer Philologien, etwa wenn es um grundsätzliche Probleme in der Grammatik geht. Hier stellt man Fragen wie diese: Was ist Grammatik und wie schreibt man Grammatik? In den nächsten Jahren werden sich sprachgebrauchsbasierte Ansätze durchsetzen, zu denen auch die Konstruktionsgrammatik gehört. Sie hat ihre Wurzeln in der Kognitiven Grammatik, die sich, stärker als normierende, regelbasierte Grammatiken, auch Fragen des Spracherwerbs und des Sprachwandels zuwendet.

Zur Erhellung des Verständnisses des Sprachgebrauchs in der Gegenwart ist die sprachhistorische Perspektive essentiell. Deshalb ist die Sprachgeschichte des Deutschen vom Althochdeutschen bis zur Gegenwart ein weiterer Schwerpunkt unserer Lehre und Forschung. Sprachgebräuche ändern sich, sie bleiben nicht stabil. Das, was wir als ‘Sprache’ kennen, ist immer nur die objektivierte Größe des Sprachgebrauchs einzelner Sprecher·innen, die sich verständigen. Das muss einem klar sein, wenn man Metaphern gebraucht wie die vom ‘Organismus Sprache’ — nicht eine ‘Sprache lebt’, sondern sie wird ‘lebendig von Sprecher·innen genutzt’. Wenn wir Sprachwandel also näher bestimmen wollen, fragen wir nach Faktoren, die den Sprachgebrauch einzelner Sprecher·innen bewusst oder unbewusst steuern.

Die deutsche Sprache ist seit ca. 1300 Jahren schriftlich überliefert. Insofern können wir über mehrere historische Epochen hinweg (vom Frühmittelalter bis zum 19. Jahrhundert) enorme Veränderungen beobachten, die wiederum den Blick für die Gegenwartssprache schärfen, denn jede sprachgeschichtliche Deutung erklärt auch Phänomene der Gegenwartssprache. Auch für das Studium der Literaturgeschichte ist die Beschäftigung mit den Sprachstufen grundlegend.

Theoretische Perspektiven auf die Gegenstandssprache Deutsch:

  • Kognitive Linguistik: Sprachtheorie und Grammatik (Konstruktionsgrammatik), Framesemantik, Sprach- und Konstruktionswandel, Spracherwerb,
  • Neuro- und Psycholinguistik: Sprachproduktion und Sprachverarbeitung,
  • Pragmatik und Soziolinguistik: Sprachverwendung und Kommunikation.

Inhalt und Gegenstand: das Deutsche in historischen Sprachstufen und der Gegenwart:

  • Teilbereiche der Grammatik (Phonologie, Graphematik, Morphologie/Wortbildung, Syntax),
  • Epochen der deutschen Sprache (Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch, Frühneuhochdeutsch und Neuhochdeutsch),
  • Varianten der deutschen Sprache (sozial: Jugendsprache, räumlich: Dialekte und Regionalsprachen, funktional: Sprache der Medien),
  • Lexikologie, Semiotik und Semantik,
  • Textlinguistik und Gesprächsanalyse,
  • Diskursanalyse,
  • Sprache und Kultur.

In Forschung und Lehre sind wir besonders bemüht, anwendungs- und praxisbezogenene Themen aufzugreifen, die Forschung, Lehre und Anwendung an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zusammenbringen. Wir engagieren uns in den Bereichen:

  • Digital Humanities
  • Unternehmenskommunikation
  • Forensische Linguistik
  • Barrierefreie Kommunikation

Der Digitalisierung in den Geisteswissenschaften widmen wir besondere Aufmerksamkeit. Damit ist nicht lediglich gemeint, dass wir uns für die Digitalisierung von Daten einsetzen, sondern dass wir folgende Prinzipien in Forschung und Lehre umsetzen: Kollaboration unter Zuhilfenahme aller technischen Möglichkeiten (Bring Your Own Device) sowie Transparenz und Offenheit von Forschungsdaten und -ergebnissen (Open Access, Open Educational Resources).

Netzwerk von Konstruktionen

Codex Argenteus (Mk 3,27–32) -- gotische Bibelübersetzung (um 500)

Der meißnische Sprachraum in frühneuhochdeutscher Zeit