Koch, Evelyn
DO (5)
W48/0003
Das Seminar zielt darauf ab, die bisher in neuen wissenschaftlichen Untersuchungen nur randständig betrachtete Varietätensituation in Sachsen unter Sprachwandelgesichtspunkten zu beleuchten. Da die Bewertung des Sächsischen durch Vorurteile, Polarisierungen und häufig stigmatisierende Typisierungen geprägt wird, ist eine Bestandsaufnahme der realen Situation dringend erforderlich. Es wird der Frage nachgegangen, wie unterschiedlich das kulturgeschichtliche Sprachwissen und die Sprachpraxis in den einzelnen Regionen Sachsens ist. Neben dem obersächsischen Zentralgebiet zwischen Leipzig, Dresden und Chemnitz sollen das Erzgebirge, das Vogtland und die Lausitz betrachtet werden.
Ausgehend von Literaturrecherchen und methodischen Überlegungen zur Erfassung von Regionalität schließen sich Erhebungen an, die anhand von Tonaufnahmen mehrerer Generationen von Familien Aussagen zum Sprachwandel in den letzten 60 Jahren ermöglichen sollen. Die Einstellung zur regionalen Sprechweise, soziale Faktoren und Land-Stadt-Unterschiede werden als weitere Variablen herangezogen. Die Interviews stützen sich auf das Untersuchungsdesign des Projektes „Regionalsprache und Mundarten in Sachsen“. Die empirische Auswertung erfolgt mit dem computergestützten Signalanalysetool „Praat“. Phonetische Vorkenntnisse sind wünschenswert. Die Bereitschaft zur Durchführung bzw. Auswertung von vorhandenen Interviews während des Semesters wird vorausgesetzt. Projektergebnisse sollen auf der Webseite des Instituts dargestellt werden. Gleichzeitig soll ein Lehrmaterial zur Varietätensituation in Sachsen für verschiedene Unterrichtsstufen erarbeitet werden.
Literatur
- Bergmann, Gunter /Becker, Horst (1969 ): Sächsische Mundartenkunde .Halle
- Hünecke, R./ Jakob,K-H. (Hg) (2012): Das Obersächsische in Geschichte und Gegenwart. Stuttgart
- Hünecke, R. / Koch, E. (2019): Ärdäpfel vs. Ardäppel. Sprachlagen und Isoglossenwahrnehmung im westerzgebirgisch- kernvogtländischen Raum. In: Palliwoda, N. / Sauer, V. / Sauermilch, St. (Hrsg.): Politische Grenzen – Sprachliche Grenzen. Dialektgeographische und wahrnehmungsdialektologische Perspektiven im deutschsprachigen Raum (Linguistik – Impulse und Tendenzen 83). Berlin, Boston: de Gruyter,
- Janle,F./Klausmann,H. (2020): Dialekt und Standardsprache in der Deutschdidaktik. Tübingen
- Kiesewalter, C. (2019): Zur subjektiven Dialektalität regiolektaler Aussprachemerkmale des Deutschen. Stuttgart
- Rocholl, J.(2015): Ostmitteldeutsch- eine moderne Regionalsprache? Hildesheim, Zürich, New York
- Rues et.al. (2009): Umgangssprache von Dresden (Obersächsisch). In: Phonetische Transkription des Deutschen. 2. Aufl. Stuttgart. S. 92-99
- Schaufuß, A. (2014): Regionalsprachlichkeit von Sprechern des Obersächsischen im Dreieck Dresden, Chemnitz, Leipzig. In: Elmentaler,M/ Hundt,M./Schmidt,J.E. (Hrsg.) Deutsche Dialekte, Konzepte, Probleme Handlungsfelder. Zeitschrift für Dialektologie.
- Beihefte
- Siebenhaar, Beat (2019): Ostmitteldeutsch: Thüringisch und Obersächsisch. In: Herrgen,J./Schmidt,J.E. (2019): Sprache und Raum. Ein internationales Handbuch der Sprachvariation. Bd. 4, Berlin, Boston (HSK 30.4)