Hetjens, Dominik
Termin: MI (5)
Raum: W48/0003/U
Beginn: 12.04.2023
Die Bilder gehen um die Welt – russische Truppen entfernen Ortsschilder in ukrainischer Sprache und tauschen sie gegen solche in russischer Sprache aus. Damit werden nicht nur propagandistische, sondern auch sprachideologische Botschaften vermittelt: Es gebe einen Zusammenhang zwischen nationalen Grenzen und Sprachgrenzen. Dieser Gedanke ist nicht neu, heißt es doch schon bei Ernst Moritz Arndt, „des Deutschen Vaterland“ sei, „so weit die deutsche Zunge klingt“. Sprache hat also etwas mit nationalen Identitäten zu tun. Auch scheinen Dialekte mit Selbstbildern verknüpft: Das Motto des FC Bayern heißt schließlich „mia san mia“, nicht „wir sind wir“. Zugleich formulieren Menschen den Anspruch, dass Sprache ihren individuellen Identitäten gerecht werden soll: Sie soll Geschlechterrepräsentation garantieren, die Gruppenzugehörigkeit ausdrücken und soziale Verhältnisse abbilden oder sogar verändern.
Auffassungen darüber, was Sprache ist und was sie leistet, stehen also in einem vielgestaltigen Wechselspiel mit Vorstellungen davon, wer wir sind. Im Rahmen des Seminars werden deshalb schlaglichtartig bestimmte individuelle, personale und kollektive Identitäten in den Blick genommen. Dabei bietet das Seminar nicht nur Raum für die Einübung von Methoden zur Analyse der damit verbundenen Sprachideologien, sondern auch von didaktischen Fähigkeiten, da die Gestaltung von Themenplan und Seminarsitzungen maßgeblich von den Studierenden bestimmt wird.