Morphologisches Prinzip

Für die Wörter unserer Sprache haben wir einerseits Lautbilder im Kopf, andererseits sind sie aber auch jeweils Teil eines Netzes verwandter Wörter, einer Wortfamilie. So werden Nomen sowohl im Singular wie im Plural verwendet, ein Verb wird in vielen konjugierten Formvarianten verwendet. Diese Verwandtschaften sollen im Schriftbild immer sichtbar bleiben, auch wenn beim Sprechen voneinander abweichende Varianten gebraucht werden. Ein Beispiel ist die sogenannte Auslautverhärtung: Wir sprechen zwar – aus Gründen der Assimilation von Sprachlauten, s. o. Kapitel 4 – im Singular [mo:nt], schreiben aber <Mond>, weil der Bezug zu morphologisch abgewandelten Formen wie z.B. die Monde, des Mondes, der Monde beim Lesen deutlich werden soll. […]

Das morphologische Prinzip legt also Wert auf die Herkunft von Wörtern – oft kann man auch an der Orthographie erkennen, dass ein Wort ursprünglich aus einer anderen Sprache entlehnt wurde und deshalb nach den dort geltenden Prinzipien geschrieben ist: Cognac, Champagner und Whisky sind Wörter, deren Herkunft aus dem Französischen bzw. Englischen jeweils noch erkennbar geblieben ist. [Bremer/Müller 2021, S. 100]